Im Mai 1992 sollten die ersten freien Wahlen im Norden des Irak unter Aufsicht der UN stattfinden. Die Truppen Saddam Husseins hatten Städte mit Giftgas bombadiert und die Großstadt Qaladiza über Nacht in Schutt und Asche gelegt. Kein Stein lag auf den anderen und sämtliche Tiere durch die Giftgase vernichtet. Keine Früchte, keinen Honig, keine Schafe oder Ziegen zum Schlachten. Gemüse wuchs, teilweise wild, in verminten Gebieten. Viele Menschen, besonders Kinder, starben bei der Ernte. Nachts waren noch marodierende Banden unterwegs und es gab oft Schießereien mit den Perschmergern der örtlichen Milizen. Manche Kämpfer hatten ihre Familien seit Jahren nicht gesehen und ihre kleineren Geschwister nie kennengelernt.
In den vielen Flüchtlingslagern versuchten die Menschen mit winzigen Gemüsegärten ein wenig Abwechslung in ihr Leben zu bringen und durch Hilfsgüter zu überleben. Überall die Reste früherer Schlachten mit irakischen Truppen und verwüstete Orte. Da die Sanktionen des Westens auch die kurdischen Gebiete im Irak trafen, mussten Minen mit uralten, teilweise selbst gebauten Geräten geräumt werden. Die Überlebenschancen dabei waren gering.
Am Wahltag war der Andrang groß. Erwachsene waren schon früh auf den Beinen, niemand wollte sich die Chance zum Neuanfang nehmen lassen. In glühender Hitze harrten sie aus, Helfer sprühten Wasser zur Abkühlung auf die Wartenden. Für die vielen Analphabeten gab es bunte Zeichen und die Wahl wurde durch gefärbte Finger dokumentiert. Militär wachte über den Wahllokalen, Anschläge wurden erwartet. Bis spät in die Nacht war der Andrang kaum zu bewältigen. Alles ging gut aus und gesiegt hatten die Favoriten der Barzani Partei PDK.
Die ehemaligen Villen Saddan Husseins waren geplündert und besetzt. Idyllische Lage schützen sie nicht. Foltergefängnisse waren befreit, die Videos der Folterungen liefen in den Cafés auf den Fernsehern. Ewiger Krieg hatte die Menschen abstumpfen lassen. Doch Hochzeiten und fröhliche Kinder machten Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
In May 1992, the first free elections in northern Iraq were to take place under UN supervision. Saddam Hussein’s troops had just bombed cities with poison gas and reduced the large city of Qaladiza to rubble. Not one stone was left upon another and all the animals were destroyed by the poisonous gases. There was no fruit, no honey, no sheep or goats to slaughter. Vegetables grew, sometimes wild, in mined areas. Many people, especially children, died during the harvest. At night, marauding gangs were still on the move and there were often shootouts with the local militia. Some fighters had not seen their families for years and had never met their younger siblings.
In the many refugee camps, people tried to bring a little variety into their lives with tiny vegetable gardens and to survive on relief supplies. The remnants of earlier battles with Iraqi troops and devastated places were everywhere. As the sanctions imposed by the West also affected the Kurdish areas of Iraq, mines had to be cleared using ancient, sometimes home-made equipment. The chances of survival were slim.
There was a huge crowd on election day. All the adults were on their feet early, nobody wanted to miss out on the chance to make a fresh start. They waited in the sweltering heat, helpers sprayed water on those waiting. There were colourful signs for the many illiterate people and the election was documented by coloured fingers. The military kept watch over the polling stations; attacks were expected. Late into the night, the rush was barely manageable. Everything ended well and the favourites of Barzani’s PDK party won.
Saddan Hussein’s former villas were looted and occupied. Their idyllic location does not protect them. Torture prisons had been liberated, videos of torture were playing on the TVs in the cafés. Eternal war had left people numb. But weddings and happy children gave hope for a better future.



















































